Katzen töten Vögel – Wie stark ist die Bedrohung wirklich?
Das Thema ist komplex und wird oft kontrovers diskutiert.
Hauskatzen geraten immer wieder in die Kritik, am Rückgang von Tierarten, speziell Vögeln, schuld zu sein. Es stimmt, dass Katzen eine Gefahr für bestimmte heimische Wildtiere darstellen können, insbesondere für Vögel, kleine Säugetiere und Reptilien.
Doch rotten Katzen wirklich unsere Vogelpopulationen aus?
Nein! Die Jagd der Katze beeinflusst stabile Wildtierpopulationen nur selten erheblich. Das Artensterben wird in erster Linie durch menschliche Eingriffe verursacht!
Die Debatte über „mörderische Katzen“ lenkt oft von den eigentlichen Ursachen des Artensterbens ab – dem menschlichen Handeln. Wir tragen die Verantwortung für die Zerstörung von Lebensräumen, Umweltverschmutzung, intensive Landwirtschaft mit gefährlichen Maschinen und die fortschreitende Dezimierung von Rückzugsorten für Wildtiere.
Anstatt die Schuld und Verantwortung auf unsere Katzen zu schieben, sollten wir Menschen uns um nachhaltige Maßnahmen zum Schutz von Wildtieren kümmern!
So gefährlich sind Katzen für Vögel
Faktenlage:
💠Zahlen zu Beutefängen: Studien schätzen, dass Hauskatzen (Freigänger sowie Streunerkatzen ohne Halter) jedes Jahr mehrere Millionen Vögel und Kleintiere fangen. Streunerkatzen und verwilderte Katzen sind laut offiziellen Zahlen für 69 % der getöteten Vögel und ca. 90% der getöteten Kleinsäuger verantwortlich. (Quelle: Studie Scott Loss & Kollegen vom Smithsonian Conservation Biology Institute)
💠Bedrohte Arten: Problematisch wird es, wenn Katzen in Gebieten jagen, in denen seltene oder bedrohte Arten leben. In gesunden und artenreichen Lebensräumen können Vogelbestände moderate Verluste durch Katzen oft kompensieren.
💠Katzen sind ein Teilfaktor. Insgesamt tragen Katzen zur Gefährdung mancher Wildtiere bei, aber sie sind selten die Hauptursache für deren Aussterben.
💠Das Beutetier Nummer 1 für eine Katze immer noch die Maus ist. Vögel werden deutlich seltener gejagt.
💠Die Studienlage ist nicht ausreichend, um eine fundierte Aussage zu treffen.
Es wurden in den veröffentlichten Schätzungen und Studien nicht die Zahl gegenübergestellt, die Menschen verursachen (Menschliche Aktivitäten führen jährlich zum Tod von Hunderten Millionen Vögeln (und anderen Wildtieren)). Zudem sind regionale Unterschiede in den gemachten Studien nicht berücksichtigt. Die Studien kommen primär aus den USA.
Primäre Ursachen für den Rückgang der Vogelpopulationen:
💠Lebensraumverlust: Urbanisierung, intensive Landwirtschaft und Monokulturen zerstören Nistplätze und Nahrungshabitate. 😢Ich sehe jedes Jahr, wie viel weitere Natur zerstört wird um z.B. Gebäude zu errichten.
💠Pestizide: Insektensterben bedeutet weniger Nahrung für viele Vogelarten.
💠Klimawandel: Veränderungen in Brutzeiten und Wanderwegen bringen manche Arten aus dem Gleichgewicht.
💠Lichtverschmutzung und Kollisionen: Vögel kollidieren häufig mit verglasten Fassaden, Windkraftanlagen oder durch künstliche Beleuchtung.
💠Verkehr: Straßen- und Schienenverkehr tragen ebenfalls erheblich zum Vogelsterben bei.
💠Jagd und Vogelfang: In einigen europäischen Ländern werden jährlich Millionen Vögel vom Menschen gejagt oder gefangen, oft trotz gesetzlicher Verbote. Beispielsweise werden in Frankreich jährlich etwa 25 Millionen Vögel gefangen.
➡️ Der natürliche Lebensraum der Vögel wird durch unser Handeln immer kleiner.
Rotten Katzen Vögel aus? Die Wahrheit über Freigänger und den Vogelschutz
Katzen sind ein Problemfaktor — aber sie sind bei weitem nicht die Hauptursache für den Rückgang von Vogelpopulationen.
Zahlreiche Studien belegen, dass der Rückgang der Vogelpopulationen in Europa hauptsächlich auf Faktoren wie die Intensivierung der Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden, Urbanisierung und den Klimawandel zurückzuführen ist. Diese Einflüsse haben einen weitaus größeren negativen Effekt auf die Vogelbestände als die Prädation durch Hauskatzen.
So zeigt eine Studie des Instituts des Sciences de l’Évolution de Montpellier, dass die intensive Landwirtschaft mit dem vermehrten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden die Hauptursache für den Rückgang der Vogelbestände ist. Pestizide reduzieren die Anzahl an Insekten, die wiederum vielen Vogelarten als Futter dienen. Dies erklärt, warum Vogelarten, die Ackerland als Lebensraum bevorzugen, besonders betroffen sind.
Quelle: agrarheute.com
Zudem betont der Naturschutzbund Deutschland (NABU), dass in Siedlungsbereichen die Zahl der Katzen besonders groß ist und ihre Jagd auf Gartenvögel zu Konflikten führen kann. Allerdings sind die Hauptursachen für den Rückgang der Vogelpopulationen in Deutschland der Verlust von Lebensräumen, die Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden.
Quelle: nabu.de
Quelle: Studie – Intensivlandwirtschaft steckt hinter dem Vogelsterben
Diese Quellen unterstreichen, dass Hauskatzen zwar einen Einfluss auf lokale Vogelpopulationen haben können, jedoch nicht die Hauptverantwortlichen für den allgemeinen Rückgang der Vogelbestände sind.
Bei Schätzungen und Diskussionen, wie viele Wildtiere durch Katzen gefährdet sind, wird der Hauptfaktor Mensch nicht berücksichtigt!
„Kommen Vögel nicht mehr, wenn eine Katze im Garten ist?“
Katzen sind neugierig und bewegen sich viel, aber sie lauern nicht stundenlang regungslos vor einem Vogelnest – dazu fehlt ihnen die Geduld. Außerdem sind sie meist zu bestimmten Tageszeiten aktiv. Vögel hingegen passen sich an und lernen schnell, wann und wo potenzielle Gefahren auftreten. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass sie kurzzeitig vorsichtiger sind, aber sie meiden Gärten mit Katzen nicht dauerhaft. Wenn ein Garten weniger Vögel anzieht, kann das viele andere Gründe haben – etwa fehlendes Nahrungsangebot, zu wenig Deckung oder Störungen durch Menschen.
Vogelschutz und Freigängerkatzen: So schützen Katzenhalter heimische Vögel effektiv
Was kannst du tun als Katzenhalter?
💠Freigängerkatzen sollten unbedingt kastriert werden, um unkontrollierte Vermehrung und große Streifzüge zu verhindern. Unkastrierte Katzen streunen weiter und jagen intensiver. Unkastrierte Katzen verursachen oft zusätzlichen Nachwuchs von Streunerkatzen, die ebenfalls zur Gefährdung der Wildtiere beitragen können.
💠 Es gibt zu viele Streunerkatzen. Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa zwei Millionen Streunerkatzen. 😿 Dieses Problem sollte vom Menschen durch Kastrationen, Futterstellen und medizinische Versorgung behoben werden.
Viele Streunerkatzen stammen von ausgesetzten oder entlaufenen Hauskatzen ab. Streunerkatzen müssen sich selbst versorgen, was sich u.a. intensiv auf die Beutejagd auswirkt.
💠Bewusstsein schaffen! Mit Nachbarn und anderen Menschen sprechen und gemeinsam Strategien finden, um Wildtiere im Wohngebiet zu schützen.
💠 Glassfassaden / Fenstergrößen verringern oder Vogelgerecht gestalten (auch nachträglich möglich): Glasfassaden und große Fensterflächen stellen eine erhebliche Gefahr für Vögel dar, da sie diese Hindernisse nicht als solche erkennen und häufig dagegenfliegen – meist mit tödlichem Ausgang. Um das Risiko zu minimieren, sollten Fensterflächen von vornherein vogelfreundlich gestaltet oder bestehende Glasflächen nachträglich entsprechend gesichert werden.“ (Details nachfolgend)
💠 Wildtierfreundliche Gartengestaltung fördern (Details nachfolgend)
🔴 Klöckchen an Halsbändern sind übrigens kein Schutz für Vögel! Sie stellen vielmehr eine Gefahr für deine Katze da! Erfahre HIER mehr dazu.
🔴 Immer wieder wird geraten, Freigängerkatzen während der Brutzeit im Haus zu behalten – dabei wird ignoriert, dass dies für Katzen extremen Stress bedeutet und sogar zu Verhaltensstörungen führen kann. Statt Katzen einzusperren, sollten wir Menschen unseren Einfluss hinterfragen. Der Verzicht auf das Schneiden von Hecken und Bäumen in der Brutzeit wäre ein deutlich wirksamerer Schutz für Jungvögel.
🔴 Vögel und Katzen haben über lange Zeiträume hinweg in einem natürlichen Gleichgewicht koexistiert. Erst durch den starken Anstieg herrenloser, nicht kastrierter Katzen, die auf sich allein gestellt sind, gerät dieses Gleichgewicht zunehmend ins Wanken. Verantwortungsvoll gehaltene Freigängerkatzen stellen hingegen in der Regel keine ernsthafte Gefahr für die Vogelwelt dar. Um dem Problem nachhaltig zu begegnen, sollten Gemeinden streunende Katzen konsequent kastrieren und versorgen. Unterstütze lokale Katzenschutzvereine bei dieser Arbeit.
Verstecke und Schutzräume für Vögel im Garten schaffen:
- Dichte Büsche und Hecken bieten Vögeln Schutz vor Katzen.
- Einfache Maßnahmen wie dornige Pflanzen (z.B. Wildrosen) oder Verstecke erhöhen die Überlebenschancen.
- Vogelfutterstellen sollten katzensicher aufgestellt sein (z. B. mindestens 2 Meter über dem Boden mit einem glatten Stamm).
- Nistkästen aufhängen: Ideal sind unterschiedliche Größen und Ausrichtungen (Schattenlage, katzensicher montiert) – so finden Höhlenbrüter wie Meisen, Spatzen oder Gartenrotschwänze Unterschlupf.
Negativbeispiele für tierunfreundliche Gartengestaltung:
❌Ganzjährig geschnittene oder stark gestutzte Hecken:
Diese bieten keinen ausreichenden Schutz mehr und zerstören Nistplätze – besonders problematisch während der Brutzeit (März bis September).
❌Englischer Rasen:
Kurz geschnittener Zierrasen bietet weder Nahrung noch Schutz für Insekten oder Vögel. Er ist ökologisch weitgehend nutzlos und erfordert oft viel Dünger und Wasser – schlecht für die Artenvielfalt.
❌Steingärten (sogenannte „Gärten des Grauens“):
Diese Gärten bestehen fast ausschließlich aus Kies, Schotter und vereinzelten Pflanzen. Sie bieten kaum Lebensraum oder Nahrung für Tiere und heizen sich im Sommer stark auf – was auch das Mikroklima belastet.
❌Exotische oder sterile Zierpflanzen:
Viele gezüchtete Pflanzen (z.B. gefüllte Blüten bei Rosen oder Chrysanthemen) produzieren keinen Nektar oder Pollen und sind für Insekten völlig nutzlos.
❌Stark beleuchtete Gärten bei Nacht:
Künstliches Licht kann den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus stören und Zugvögel verwirren.
❌Einsatz von Pestiziden oder chemischen Düngen:
Sie töten Nützlinge und vergiften die Nahrungskette.
❌Laubsauger & Mähroboter:
Diese Geräte zerstören Lebensräume und verletzen Kleintiere.
Allgemein Tierfreundliche Gärten:
✅Heimische Sträucher und Wildpflanzen wie Weißdorn, Holunder oder Schlehe bieten Vögeln Nahrung (Beeren) und dichte Rückzugsorte.
✅Hecken & Bäume nicht schneiden von März bis September um Vögel während der Brutzeit zu schützen.
✅Blühende Wildblumenwiese statt Rasen liefert Nahrung für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten – gleichzeitig zieht sie insektenfressende Vögel an.
✅Totholzhaufen oder Steinhaufen dienen als Verstecke für Igel, Amphibien oder Insekten.
✅Laub liegen lassen im Herbst. Nützlich für Bodenlebewesen und als Überwinterungsmöglichkeit.
✅Verblühte Stauden über den Winter stehenlassen. Viele Vögel fressen die Samenstände (z. B. von Sonnenblumen, Disteln oder Königskerzen).
✅Kleine Gartenteiche ohne Fische. Frosch, Molch, Libelle & Co. finden hier Laichplätze – Vögel nutzen sie zum Trinken und Baden.
✅Flache Vogeltränken aufstellen (und regelmäßig säubern!). Besonders in heißen Sommern überlebenswichtig für Vögel und Kleinsttiere. Bitte mit Aufstieghilfe (kleine Steine).
✅Insektenhotel für Wildbienen und Schlupfwespen. Achte auf Qualität.
Glasflächen-Maßnahmen:
→ Verzicht auf Greifvogelsilhouetten: Das Anbringen einzelner Greifvogelsilhouetten auf Glasflächen hat sich als unwirksam erwiesen, da Vögel diese oft nur als kleines Hindernis wahrnehmen und versuchen, daran vorbeizufliegen, wodurch es dennoch zu Kollisionen kommt.
→ Anbringen von Mustern auf Glasflächen: Das Aufbringen von engmaschigen Mustern, wie Streifen oder Punkten, auf der Außenseite der Scheiben macht diese für Vögel sichtbar und verhindert Kollisionen. Dabei sollte der Abstand der Markierungen nicht größer als 10 cm sein.
→ Verwendung von UV-reflektierenden oder -absorbierenden Materialien: Einige Vogelarten können ultraviolettes Licht wahrnehmen. Durch den Einsatz von Materialien, die UV-Licht reflektieren oder absorbieren, können Glasflächen für Vögel erkennbar gemacht werden. Allerdings haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass nicht alle Vogelarten UV-Licht sehen können und die Wirksamkeit dieser Maßnahmen daher begrenzt ist.
→ Reduzierung von Glasflächenanteilen: Bei Neubauten kann durch eine bewusste architektonische Gestaltung der Glasanteil an Fassaden reduziert werden, um das Risiko von Vogelschlag zu minimieren. In den USA gibt es beispielsweise gesetzliche Vorgaben, die eine Reduzierung von Glasflächen in bestimmten Höhenbereichen vorschreiben.
→ Anbringen von äußeren Strukturen: Das Anbringen von äußeren Strukturen wie Lamellen, Netzen oder Fassadenbegrünung kann ebenfalls dazu beitragen, Glasflächen für Vögel sichtbar zu machen und Kollisionen zu verhindern.
Mit diesen Maßnahmen können Katzenhalter einen sinnvollen Beitrag zum Schutz der heimischen Vogelwelt leisten. 💚
〉〉〉 Fazit:
Rotten Katzen Vögel aus? Nein, Katzen sind nicht allein verantwortlich für das Vogelsterben.
Die Gesamtlage ist weitaus komplexer. In gesunden und artenreichen Lebensräumen können Vogelbestände moderate Verluste durch Katzen oft kompensieren. Problematisch wird es jedoch dort, wo diese Lebensräume ohnehin geschädigt sind. In solchen Fällen verstärkt das Jagdverhalten von Katzen den bereits bestehenden Druck auf die Vogelpopulationen.
Wichtiger Fakt: Ein viel gravierenderes Problem für Vögel als Freigängerkatzen ist der Mensch. Durch zunehmende Umweltverschmutzung und massive Eingriffe in die Natur verlieren viele Tiere, darunter auch Vögel, ihre Lebensräume und sind vom Aussterben bedroht.
Die Wahrheit ist: Der Vogelbestand geht hauptsächlich aufgrund menschlicher Aktivitäten zurück, nicht durch Katzen. Wir sind verantwortlich für den Rückgang der Vogelpopulationen durch:
– Umweltverschmutzung
– Klimawandel
– Industrielle und landwirtschaftliche Eingriffe
– Zerstörung von Lebensräumen durch den Bau von Häusern (Privat wie Geschäftlich)
– Störungen in der Brutzeit durch das Schneiden von Hecken und Fällen von Bäumen
🫵 Wir sollten erst einmal bei uns anfangen und Vögeln helfen, statt Katzen die Schuld zu geben.
Einen interessanten Artikel zu diesem Thema findest Du auch z.B. hier
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Alles Liebe,
Sakura
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[WERBUNG! Dieser Blog Beitrag spiegelt meine Meinung und Erfahrung wieder. Ich werbe aus Überzeugung für Produkte und Angebote anderer Unternehmen. Ich habe weder für die Unternehmensnennungen noch für Produkttests Geld oder eine anderweitige Bezahlung erhalten.]

Hier schreibt Sakura von der Katzenbetreuung Dortmund für Dich!
Seit über 15 Jahren arbeite ich mit Miezekatzen zusammen und berate meine Kunden im Bereich Katzengerechte Wohnungshaltung, Ernährung und Katzenverhalten. Ich liebe Samtpfoten und freue mich, wenn sie ein tolles Zuhause haben.
Schön, dass Du hier bist 🙂
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