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Tabu: Nackengriff bei Katzen

Warum du den Nackengriff bei Katzen nicht anwenden solltest

Würde es nach der Katze gehen, wäre ein Nackengriff verboten. Doch leider wurde (und wird leider immer noch) der Nackengriff bei Katzen seit Jahrzehnten von Tierärzten und auch Katzenhaltern angewandt, da man annahm, dass der Griff in den Nacken die Katzenmutter nachahmt und daher hilfreich ist. In Tierarztpraxen kommen sogar manchmal Nackenklammern zum Einsatz.😿

Doch die Ansichten über das Festhalten am Genick ändern sich glücklicherweise zunehmend.
In diesem Blogbeitrag möchte ich Dich aufklären und Dir Kenntnisse vermitteln, warum der Nackengriff keine gute Idee und ein weiterverbreiteter Irrglaube ist.

 

Was ist der Nackengriff?

Der Nackengriff kommt ursprünglich von der Katzenmama, die ihre Kitten im Nacken packt, um sie zu transportieren. Beim Kitten löst dieser schmerzlose Biss in die lose Haut am Nacken einen Reflex aus, der eine Tragestarre bewirkt, d.h. das Kitten bewegt sich nicht mehr.

Erwachsene Katzen haben diesen Reflex in der Regel nicht mehr. Mal davon abgesehen, das eine Katzemutti genau weiß, wo die richtige Stelle im Genick ist – wir nicht.
Adulte Katzen sind beim Nackengriff extrem angespannt und wehren sich nicht selten dagegen, dass man sie an den Haaren zieht.

Dennoch wird der Nackengriff bei einer Katze als sichere und humane Methode verbreitet, um Katzen festzuhalten, zu bändigen oder sogar hochzuheben.
Dass der Nackengriff bei Katzen etwas normales ist wird leider immer noch vermittelt.
Wir alle denken oder dachten, dass es das richtige ist.

 

Warum Du den Nackengriff nicht anwenden solltest

Dass der Nackengriff bei erwachsenen Tiere nicht sinnvoll ist, sondern eine veraltete, gefährliche Maßnahme darstellt, wurde inzwischen von Experten* belegt. Es hat sich herausgestellt, dass der Nackengriff bei Katzen Stress und Angst hervorrufen kann. Bei erwachsenen Katzen kommt der Nackengriff in der Natur nur noch während der Paarung oder bei einem Angriff durch ein Raubtier vor.

Der Nackengriff ist also weder ein wirksames Mittel zur Fixierung, noch bewirkt er, dass sich Katzen dabei entspannen.

Warum ist der Nackengriff keine gute Idee?

😿 Eine erwachsende Katze hat viel mehr Gewicht als ein Kitten. Durch den Nackengriff zum Hochheben können daher Risse in den Muskelfasern sowie im Bindegewebe entstehen. Schmerzhaft für die Katze!

😿 Da sich die meisten Katzen bewegen und wenden, wenn man sie am Nacken hochhebt, können durch die ruckartigen Abwehrbewegungen Verletzungen am Genick und an der Wirbelsäule entstehen. Im schlimmsten Fall könnten Lähmungen verursacht werden!

😿 Angst weil Opferrolle! Die Katze kann Angstzustände bekommen, wenn man sie am Nacken festhält! In der Natur ist auch eine Katze ein Beutetier, nämlich für größere Tiere wie Z.B. Greifvögel Als Beutetier wird die Katze dabei im Nacken gepackt.

😿 Beim Tierarzt ist Deine Mieze ohnehin schon sehr gestresst und unglücklich. Mit dem Nackengriff lösen wir also nicht nur einen Alarmzustand aus, sondern wir nehmen der Katze komplett die Kontrolle. Der Instinkt einer Katze ist darauf ausgelegt, sich zurückzuziehen, wenn sie mit einer beängstigenden Situation konfrontiert wird.
Vor allem wenn der Nackgriff zum Hochheben benutzt wird, ist die Katze hilflos.
Es kann zu exremen Stressreaktionen und Agressionen kommen, was einen Tierarztbesuch also sogar verschlimmert.
Wenn der Nackengriff bei dir zuhause angewendet wird, kann sich dies negativ auf die Bindung zu Dir und Euer Vertrauensverhältnis auswirken. Denn Katzen verknüpfen unangenehmes mit Personen und Orten.

 

“Clinically, what is often seen as “relaxation” in a scruffed cat is actually behavioral shutdown, or learned helplessness that occurs when an animal experiences a very high level of fear and stress.” *
(Deutsch: Klinisch gesehen ist das, was oft als “Entspannung” bei einer Katze im Nackengriff angesehen wird, in Wirklichkeit eine Verhaltensabschaltung oder erlernte Hilflosigkeit, die auftritt, wenn ein Tier ein sehr hohes Maß an Angst und Stress erlebt.

 

💡 Wusstet Du, dass sich Tierarztpraxen & Tierkliniken als “Cat-Friendly” auszeichnen lassen können? Um das Siegel zu erhalten, ist es u.a. Pflicht, keinen Nackengriff einzusetzen.

 

Alternativen zum Nackengriff

Es gibt bessere Möglichkeiten, eine Katze zu halten. Auch Tierärzte und TFA sollten lernen, „Nackengriff-frei“ zu arbeiten. Es gibt Fixierungstechniken die für die Katze stressfreier sind.

Die Katzenschutzorganisation ‘International Cat Care’ stellt einige Tipps bereit, wie man Katzen besser handeln kann.

Fixieren: Wickel deine Katze sanft in ein Handtuch ein, damit ihre Krallen nicht gefährlich werden können. Auch gut: In einer Tierarztpraxis kann ein/e TFA die Katze mit der einen Hand am Körper festhalten und mit der anderen ihren Kiefer fixieren. Beispiel Blutabnahme (Video)

Hochheben: Greife mit einer Hand unter die Brust Deiner Mieze. Mit deiner anderen Hand solltest Du immer den Hintern der Katze stützen, damit nicht das gesamte Körpergewicht rumbaumelt sondern gleichmäßig verteilt wird.

 

 

ℹ️ Übrigens: Auch wenn es (leider) weit verbreitet ist – auch Kaninchen nimmt man niemals am Nacken hoch und Mäuse fasst man nicht am Schwanz an, um sie hochzuheben. Beides tut den Tierchen weh und löst Traumata aus!

 

Du hast noch Fragen oder Anmerkungen?

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Alles Liebe,

Sakura

 

 

Quellen:

*Veterinary behaviorist Stephanie Borns-Weil &and emergency/critical care veterinary technician Michelle Damon

International Cat Care Statement gegen den Nackengriff

Tiermedizinisches Fachangestellten Wissen: Nackengriff ist eine Drohung

Nackenfrei-Kampagne für Tierärzte und TFA

 

Veröffentlicht in Allgemein

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